Stempel früher und heute
Schätzungen zufolge verwenden wir Stempel oder stempelähnliche Gegenstände schon seit über 6.500 Jahren. Gegenstände aus Ton und Keramik wurden mithilfe von Stempeln verziert und auch Münzen wurden früher mit Stempeln geprägt. Der älteste erhaltene Stempelabdruck auf einer gebrannten Tonscheibe ist der „Diskos von Phaistos“, der um 1700 vor Christus entstand.
Die ersten Stempel, wie wir sie heute kennen, gab es in Deutschland im 12. Jahrhundert. Ihr Vorgänger war das Siegel. Um ein Siegel zu erstellen, wird ein Siegelring in heißes Wachs gedrückt. Vor allem Adlige und Geistliche verschlossen auf diese Weise Briefe und Dokumente.
Stempel früher und heute
Die ersten Stempel bestanden aus Knochen, Ton und Holz. Unsere Vorfahren haben dort hinein Zeichen und Motive geritzt oder geschnitzt. Später kamen auch Stempel aus Metall dazu, die gegossen und graviert wurden.
Im Laufe der Zeit hat sich die Stempelherstellung stetig weiterentwickelt. Doch auch heute noch ist Holz ein beliebter Ausgangsstoff. Dabei besteht ein Holzstempel immer aus zwei gedrechselten Teilen, nämlich dem Griff und dem Stempelfuß.
Auf der Unterseite des Stempelfußes wird eine Platte aus Kautschuk oder Gummi angebracht, in die das Stempelmotiv eingearbeitet ist. Die Entdeckung des Gummis war ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Stempel. Denn damit eröffnete sich eine Fülle an neuen Gestaltungsmöglichkeiten.
Damals wie heute wird ein Holzstempel in ein Stempelkissen gedrückt. Auf diese Weise wird die Gummiplatte mit Farbe benetzt. Danach kann der Stempel auf die gewünschte Unterlage gepresst werden und das Motiv bleibt als Abdruck sichtbar.
Früher erledigten Stempelmacher alle Arbeitsschritte bis zum fertigen Stempel von Hand. Heutige Holzstempel sind zwar nach wie vor gedrechselt. Aber die Produktion erfolgt maschinell. Außerdem sind die Stempel mit einer Lackschicht überzogen, die als Schutz vor Feuchtigkeit, Verunreinigungen und UV-Strahlen dient.
Inhalt
Moderne Stempel mit Kunststoff- oder Metallgehäuse
Beliebter als Holzstempel sind mittlerweile Stempel mit einem Gehäuse aus Kunststoff oder Metall. Durch das Gehäuse sind die Stempel robust und gut zu verstauen. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Stempelkissen in das Gehäuse integriert ist.
Das macht die Stempel kompakt und immer direkt einsatzbereit.
Um die Stempelplatten herzustellen, werden verschiedene Verfahren eingesetzt. Zu den häufigsten Fertigungsverfahren gehören die Lasergravur und die Vulkanisation. Allerdings sind es heute nicht mehr Stempelmacher, die die Stempel fertigen.
Stattdessen übernehmen das sogenannte Flexografen. Die Bezeichnung geht auf die flexiblen Druckformen aus Gummi oder Kunststoff, die Flexodruckplatten, zurück.
Die Lasergravur
Früher haben die Stempelmacher die Stempelplatten noch von Hand zugeschnitten. Heute können die Flexografen auf Maschinen und modernere Materialien zurückgreifen. Ein sehr oft eingesetztes Verfahren bei der Fertigung von Stempeln ist die Lasergravur.
Mithilfe von Lasern, die sich sehr schnell bewegen, kann eine Stempelplatte innerhalb von wenigen Minuten hergestellt werden. Die Ergebnisse sind sehr präzise und selbst auf harten, unflexiblen Materialien wie Metall oder Glas lassen sich feinste Details herausarbeiten.
Für die Fertigung eines Stempels wird in aller Regel zuerst eine Vorlage am Computer erstellt. Anschließend graviert ein Laserstrahl das Stempelmotiv in die Stempelplatte aus Gummi oder Kunststoff.
Die Bereiche der Platte, die nicht drucken sollen, werden dabei gewissermaßen weggebrannt.
Zum Schluss wird die Stempelplatte mit Moosgummi unterlegt und mit Klebstoff passgenau auf der Unterseite des Stempelkörpers befestigt.
Die Vulkanisation
Die Vulkanisation von Kautschuk oder Gummi zählt zu den ältesten Verfahren bei der Stempelherstellung und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Denn sie ist kostengünstig und nimmt wenig Zeit in Anspruch. Gleichzeitig sind die vulkanisierten Stempelplatten stabil und trotzdem sehr elastisch.
Um eine vulkanisierte Stempelplatte herzustellen, legt der Flexograf eine Gummiplatte in die Vulkanisierpresse, in der sich bereits die Druckform befindet. Dann wird die Gummiplatte erhitzt.
Dadurch wird sie weich und elastisch. Durch den Druck der Presse wird das Stempelmotiv auf die Gummiplatte übertragen. Nachdem die Stempelplatte wieder abgekühlt ist, entnimmt sie der Flexograf aus der Druckform und schneidet sie auf die benötigte Größe zu.
Die Zukunft der Stempel
Die Druckbranche unterliegt einem großen Wandel und die Digitalisierung hält zunehmend Einzug. Die meisten Stempel entstehen am Computer und wenige Klicks reichen aus, bis das Endergebnis vorliegt. Was die Materialien und die Motive angeht, gibt es kaum Grenzen.
Eine Zeit lang sah es so aus, als würden Firmen- oder Kunststempel bald von der Bildfläche verschwinden. Tatsächlich erleben sie aber ein Revival. Vor allem der Trend zu DIY hat Stempel neu belebt.
Motivstempel kommen zum Einsatz, um Grußkarten und Einladungen, Bullet Journals und Tagebücher oder auch Textilien zu verzieren. Viele Leute haben großen Spaß daran, Dinge selbst zu gestalten, statt irgendwelche Druckerzeugnisse aus der Massenproduktion zu kaufen.
Auch beim Basteln mit Kindern sind Stempel ein beliebtes Instrument. Gleiches gilt für Künstler. Sie verleihen ihren Arbeiten oft eine ganz besondere, individuelle Note, indem sie ihre Stempel selbst herstellen und dabei auf verschiedenste Materialien zurückgreifen.
In Büros werden Stempel wohl immer erhalten bleiben. Zwar werden viele Abläufe inzwischen digital am Computer erledigt.
Doch einige Stempel, wie zum Beispiel der Firmenstempel, Stempel für Warenein- und -ausgänge oder Stempel, die Freigabe- und Bearbeitungsschritte dokumentieren, sind kaum wegzudenken.
Auch in Ämtern und bei Ärzten geht es kaum ohne Stempel, wenn zum Beispiel das Datum oder die Adresse auf ein Dokument muss.
Stempel sind schon uralt. Doch neue Technologien erweitern die Möglichkeiten, neue Stempelarten zu entwickeln und verschiedenste Motive zu gestalten, stetig. Die Geschichte der Stempel ist deshalb noch lange nicht zu Ende geschrieben.
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